am 21.02.2016
Das erste Tasting im neuen Jahr drehte sich um gereifte Weißweine. Der Fokus lag hierbei sicherlich auf Riesling.
Ziel dabei war es möglichst viele Facetten von gereiften Weißweinen jenseits eines Alters von 20 - 30 Jahren, vor allem Riesling, zu entdecken. Mit dabei waren große Namen, kleine unbekannte
Weingüter, verschiedene Prädikatsstufen (vornehmlich aber Auslesen), Ausbaustufen in Holz, Jahrgangsvergleich, unterschiedliche Stile usw. Außerdem, wie immer, durfte nicht fehlen,
einfach einen schönen und interessanten Abend zu haben und zu entdecken wieviel Spaß und Trinkvergnügen gereifte Weißweine machen können.
Fazit:
Alle Weine waren für ihren Stil top, es gab keine Ausfälle. Faszinierend wie unglaublich vielfältig gereifte Rieslinge schmecken können. Es hat einen riesen Spaß gemacht.
Die Highlights dabei waren:
- Der 1998 Nikolaihof Steinriesling, wirklich unglaublich wie breit, tief, komplex, cremig aber dennoch fast jugendlich er daher kam, auch mit den typischen Holz beeinflussten Aromen.
- J.B. Becker Riesling Auslese Wallufer Walkenberg, Riesling Auslese. sehr jung und frisch, viel Extrakt, sehr lebendige Säure, macht riesen Spaß.
- Wegeler Riesling Doosberg Auslese, fantastisch, dicht, lang komplex, sehr tief, voller im Körper, wunderbar balanciert, animierend, toller Trinkfluss.
- 2003 JJ. Prüm, Wehlener Sonnenuhr, Auslese . Klassiker mit dem so typischen "Stinker" zu Beginn, aber unglaublich tief, komplex, frisch und für das heiße Jahr mit einer frischen Säure perfekt balanciert, sehr elegant.
- 1983 Konrad Seidemann, Hochheimer Kirchenstück, Spätlese Will man wissen wie urtypischer Rheingauer gereifter Riesling schmeckt, here we go! Wirklich sehr gelungen und fast keine Firne, noch recht frisch, vergleichsweise trocken - macht Spaß und das für das lächerlich kleine Geld.
- 1991 López de Heredia, Rioja, Spanien, Tondonia Blanc, Reserva nicht für alle, aber für mich faszinierend. Die Nase eher etwas oxidativ, aber das schreibe ich dem traditionellen Stil in Rioja zu. Am Gaumen schöne Tiefe und Komplexität und für mich kam sehr schön der, wenn auch kleine, Anteil an Malvasia den man vom Malmsey Madeira kennt raus.
Die Weine im Einzelnen:
1998 Badong Riesling Reserve
16 Jahre Flaschenreife (!!!) Für mich mittlerweile schon ein Klassiker. Immer wieder faszinierend wie unglaublich jung und frisch dieser spitzen Rieslingsekt von 1998 ist. Dabei eist er sehr tief, lang und komplex, dabei aber bestens balanciert mit einem sehr feinen Mousse. Auch der typisch weinige Charakter kommt schön raus. - absolut faszinierend!!!
1983 Konrad Seidemann, Hochheimer Kirchenstück, Spätlese
Ein gelungener erster Wein aus dem Rheingau und zugleich mit 32 Jahren der älteste. Was hier direkt auffiel ein klassicher Vertreter des typischen gereiften Rieslings aus dem Rheingau - urtypisch aber dabei noch so frisch und mittlerweile eher trocken. Kleines Haus, kennt niemand aber sehr lohnend.
1994 Konrad Seidemann, Hattenheimer Schützenhaus, Spätlese halbtrocken
Der Jahrgang 1994 hatte relativ viel Botrytis und das merkte man auch bei diesem Wein, wenngleich er es recht gut verkraften konnte. Somit deutlich mehr Restsüße als der aus 1983. Aber kein Firn, schöne Rieslingfrucht und noch eine präsente Säure.
1997 Wegeler, Riesling Berg Schlossberg 1 GW
Hier war direkt der erste Qualitätssprung sehr deutlich. Ein trockenes GG, damals 1. GW bei dem man sieht wie auch ein trockener Wein mit hoher Qualität reifen kann. Am Gaumen ist er intensiv, kraftvoll, mit einem wundervollen Schmelz und intensiven Aromen von Mandarine, Orange, Honigmelone, Pfirsich, verbunden mit der typischen Mineralität dieser Lage. Er zeigt keinerlei Firn-Alterungsnoten. Die Säure ist immer noch frisch und perfekt ausbalanciert. Der Abgang ist wunderschön lang und wird dominiert von Orangen Aromen
1990 Wegeler,Oestrich Doosberg, Auslese
Welch ein toller Wein, sehr dicht und komplex und unglaublich intensiv und lang aus einem sehr guten Jahr 1990. Am Gaumen ist voll, sehr weich, cremig mit einem zarten Schmelz und wunderschönen Aromen von Mandarine und eingekochtem Steinobst. Auch hier kommen ganz leichte, rauchige und würzige Noten hervor die an schwarzen Tee erinnern. Trotz seines Alters ist er frisch, keinerlei Firn, mit einer durchgehenden wunderschönen Aromatik und einer großartigen Balance zwischen Säure, Restsüße und Frucht. Sehr elegant und eine wunderbare gereifte Auslese.
1989 J.B. Becker. Riesling Auslese
Ein Klassiker unter den Insidern im Rheingau. Völlig anders in der Stilistik als der Vorgänger aus einem ebenso hervorragenden Jahr 1989 mit einer langen warmen und trockenen Reifezeit. Er ist deutlich trockener mit einer kräftigeren Säure, was in noch frischer und etwas schlanker erscheinen lässt dabei aber jungendlich frisch erscheint. Viel Extrakt, schöne Tiefe und Komplexität der Aromen mit einem tollen Trinkfluss. Der läuft.. Unbedingt ein MUST try!!
1998 Nikolaihof, Steinriesling, Wachau
Wahnsinn was ein Wein, sowohl in der Nase als auch am Gaumen merkt man den langen Ausbau im Holz (13 Jahre !!). Insbesondere am Gaumen ist er voll, rund und weich mit einer sehr cremigen Texture, großen Komplexität und Intensität und im Angang nicht enden wollend. Er ist zwar schon seit 3 in der Flasche, aber noch sehr agil und lebendig. Hinsichtlich der Aromen merkt man den Holzausbau an der ganz typischen leicht buttrig hefigen Note die aber dennoch eine schöne Mineralität zu lässt die so typisch für dessen kalkreiche Lage ist.
1991 López de Heredia, Rioja, Spanien, Tondonia Blanc, Reserva
Dieser Wein versuchte sich vorher 2 Stunden im Dekanter zu öffnen was im auch recht gut gelang. In der Nase und am Gaumen stach sofort der oxidative Stil des Traditionalisten hervor, den manche als Sherry Ton ansahen. Im Glas ließ dieser Ton mehr und mehr nach. Ein Wein der polarisiert, mit seinen Rebsorten Viura und Malvasia natürlich völlig zwischen den gereiften Rieslingen heraussticht. Die 6 Jahre Holzreife merkt man ebenso sehr deutlich. Definitiv ein Wein für Fortgeschrittene bzw. Freunde des besonderen. Für mich war der Malvasia Anteil deutlich schmeckbar, welcher mich an seinen Ausbau im Madeira als Malmsey deutlich erinnert - dort insbesondere restsüß und unheimlich tief und intensiv.
2003 Robert Weil, Kiedrich Gräfenberg, Auslese
Die Auslese kam aus einer kleinen Flasche und merkte schon deren Einfluss hinsichtlich einer wesentlich schnelleren Reife. Er war ziemlich auf dem Höhepunkt und sollte aus den kleinen Flaschen bald getrunken werden. Insofern wäre eine große Flasche die bessere Wahl gewesen. Obwohl der Stil von Robert Weils Grävenberg normalerweise eher sehr elegant ist, merkte man hier das ausgesprochen heiße Jahr. Er war voll, breit, intensiv und lang mit einer gehörigen Portion Restsüße die dennoch für dieses Jahr in dem die Säurebalance ein großes Problem war recht gut gelungen ist. Dennoch kein ganz leiser und eleganter Schleicher.
2003 JJ. Prüm, Wehlener Sonnenuhr, Auslese
Einer der Lieblinge des Abends. Ein ganz typischer Vertreter des JJ Prüm Stiles, in der Nase direkt der so typischer kleine "Stinker" der aber im Laufe der Zeit nachließ. Am Gaumen wunderbar frisch, fast jung, perfekt mit der straffen Säure balanciert was für dieses Jahr eine echte Kunst ist. Sehr komplex in den Aromen, elegant, lang im Abgang. Ein Wein bei dem alle traurig waren als die beiden Flaschen leer waren.
1994 Philippi Elysium Beerenauslese (Weingut Koehler Ruprecht, Pfalz)
Eine Beerenauslese mit massiver Restsüße (107 g / L). Auch wenn die Säure (mit 10,7 mg / L) relativ hoch ist, reichte es gerade so um eine gewisse Balance zu haben. Mir war es etwas zuviel Restsüße, der Wein wirkte schwer und breit, wenngleich durchaus auch komplex in den Aromen und wirklich sehr lang im Abgang, aber alles andere als frisch.